„Wenn man so ganz alleine im Wald steht, begreift man nur sehr schwer, wozu man in Büros und Kinos geht. Und plötzlich will man alles das nicht mehr“ soll Erich Kästner gesagt haben. Dem stimme ich voll und ganz zu! Wie viele Stunden hast du schon mit deiner Kamera im Wald verbracht und die Ruhe genossen?
Wenn du schon einmal im Wald fotografiert hast, hast du aber sicher gemerkt, dass es selbst bei strahlendem Sonnenschein sehr dunkel sein kann. Deshalb ist deine Ausrüstung für die Waldfotografie sehr wichtig.
Ja, es wird oft gesagt, die Ausrüstung ist egal. Man kann mit jeder Kamera gut Bilder machen. Das ist im Grundsatz auch richtig. Wenn du keine Ahnung von Bildaufbau und Komposition hast, bringt dir die teuerste Ausrüstung nichts. Was nicht heißt, dass du mit deinem Handy genau die gleichen Bilder machen kannst wie mit einer richtigen Kamera.
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Ausrüstung für Waldfotografie - Die Kamera
Normalerweise sagt man ja, dass die Objektive wichtiger sind als die Kamera. Für die Waldfotografie ist das aber nicht unbedingt zu 100% richtig. Denn wenn es dunkler ist, kannst du mit drei Möglichkeiten deine Fotos aufhellen. Mit einer großen Blende, mit einer längeren Verschlusszeit oder mit einer höheren ISO. Über den ISO-Wert steuerst du die Lichtempfindlichkeit des Sensors deiner Kamera. Aber, je höher der ISO-Wert eingestellt wird, umso eher kommt es zum so genannten Bildrauschen und zu Detailverlust deiner Bilder.
Und hier liegt auch der Hund begraben. Nicht jede Kamera arbeitet bei jedem ISO-Wert gleich gut. Deshalb solltest du, wenn möglich, eine Kamera wählen, die bei einem möglichst hohen ISO-Wert noch gute Ergebnisse liefert. Das beste Rauschverhalten bieten in der Regel Vollformatkameras. Aber auch meine alte EOS 80d liefert bis ISO 1600 gute Ergebnisse. Erst danach sieht man eine signifikante Verschlechterung der Bildqualität. Bei meiner relativ neuesn Canon EOS R sind die Bilder sogar im höheren ISO-Bereich noch sehr gut.
Es ist auch so, dass du bei einer höheren Megapixelzahl meistens (aber eben nicht immer) auch ein höheres Rauschen hast. Jeder einzelne Punkt auf dem Bildsensor bekommt weniger Licht ab, je höher die Megapixelzahl ist. Hier ist größer nicht uneingeschränkt besser. Wenn du dich für ein oder zwei Modelle entschieden hast, versuche sie möglichst zu vergleichen, insbesondere was das High-Iso-Rauschen betrifft.
Gleichzeitig bedeutet aber eine größere Megapixelzahl auch, dass du größere Ausdrucke machen kannst, ohne dass es zu Qualitätsverlust kommt. Pauschal kann man sagen, dass du eine ideale Druckqualität erhältst, wenn du die Pixelzahl einer Seite des Bildes durch 100 teilst. Bei einem Bild mit 24MP und der Größe 6000×4000 Pixel käme also eine maximale Größe von 100 x 66,7cm heraus. Wenn du größer drucken willst, brauchst du entweder eine Kamera mit mehr Megapixel oder du musst einen leichten Verlust bei der Druckqualität in Kauf nehmen.
Die Wahl deiner Kamera hängt also auch davon ab, ob du planst, deine Bilder auszudrucken oder nur am PC anzuschauen. Und für welchen Hersteller du dich entscheidest, ist eigentlich auch Geschmackssache. Hier gibt es kaum ein Richtig oder Falsch. Denke auch daran, die passende Speicherkarte mitzukaufen!
Objektive für Woodland Fotografen
Der Markt an Objektiven ist unglaublich groß. Neben den großen Kameraherstellern gibt es weitere Firmen, die die passenden Objektive für deine Kamera anbieten. Von billig bis teuer ist alles dabei. Aber wlche Objektive gehören nun in deine AUsrüstung für Waldfotografie?
Viele kaufen ihre erste Kamera mit einem Kit-Objektiv. Das All-Inclusiv-Paket sozusagen. Das ist in meinen Augen auch in Ordnung, wenn du keine großen Ansprüche hast oder das Hobby einfach einmal ausprobieren willst. Aber wenn du dir einmal anschaust, was die Kit-Objektive einzeln oder auch auf dem Gebrauchtmarkt kosten, wirst du sehen, dass sie meistens sehr billig sind. Und entsprechend ist leider oft auch die Qualität.
Für den Anfang empfehle ich mindestens ein Zoomobjektiv von etwa 17-50mm oder 24-70mm. Damit kannst du ziemlich gute Weitwinkelaufnahmen machen oder ein gutes Stück zoomen. Wichtig ist, dass dein Objektiv eine große Blende hat. Am besten nimmst du eines mit Blende f2.8 oder f4. Wenn dir die Originallinsen zu teuer sind, kannst du am Anfang auch gut auf Sigma oder Tamron zurückgreifen. Ich selber fotografiere mit einem Tamron-Objektiv ohne Bildstabilisator. Gebrauchte Objektive bekommst du oft schon für um 200€, manchmal aber sogar für unter 100€. Damit hast du wirklich mehr Freude als mit den meisten Kit-Objektiven!
Neben einem sogenannten Standard-Objektiv gehört auch ein Teleobjektiv zu deiner Grundausstattung. Ob du dich für ein 70-200mm, ein 70-300mm oder gleich ein 150-600mm entscheidest, bleibt dir überlassen. Einige Landscape-Fotografen schwören auch auf das 100-400mm von Canon. Das kostet aktuell aber um 2000€ und ist entsprechend kein Schnäppchen.
Wozu braucht man überhaupt ein Teleobjektiv in der Waldfotografie? Nun ja, genau wie in der Landschaftsfotografie im Allgemeinen kommt es immer vor, dass du nicht alles aufnehmen willst, was du gerade siehst. Manchmal ist es ein Detail im Baum, oder die etwas weiter entfernte Baumgruppe, mit der du das Bild füllen willst. Und nicht immer ist es auch möglich, näher an das Fotomotiv heranzurücken. Deshalb sollte früher oder später auf jeden Fall ein Teleobjektiv zu deiner Ausrüstung für Waldfotografie gehören.
Optional kannst du auch über die Anschaffung eines Makroobjektivs nachdenken. Das ist immer sehr schön, wenn du Details im Wald aufnehmen willst. Baumrinde, Pilze, Strukturen in den Blättern, Tiere, es gibt unzählige Möglichkeiten. Lass dich auch bitte nicht darauf festlegen, dass Landschaftsfotografen keine Makroaufnahmen machen dürfen, weil das eben keine Landschaften sind. Für die meisten Menschen ist die Fotografie ein Hobby. Fotografiere, was dir im Wald .gerade gefällt und nicht, was dir ein Lehrbuch oder ein Guru vorschreibt
Wichtiges Zubehör für die Woodland Fotografie
Deine Ausrüstung für Waldfotografie besteht jedoch nicht nur auch Kamera und Objektiv. Dein wichtigstes Zubehör ist der Kamerarucksack! Im Wald ist es oft nass und matschig. Kaufe dir keine Kameratasche aus Leder! Die sieht sicherlich viel schöner aus, aber wenn du sie einmal in den Dreck gestellt hast, ist sie ruiniert. Deine Kameratasche oder der Rucksack sollten vor allem wasserdicht sein und möglichst wenig wiegen. Der Markt ist voll von Anbietern, die sämtliche Preissegmente abdecken. Von um 20€ bis zu mehreren hundert Euro kannst du hier so ziemlich alles finden.
Meinen aktuellen Rucksack von Beschoi habe ich für rund 50€ auf Amazon gekauft. Er hat ausreichen Stauraum und ist wasserfest. Allerdings ist der Reißverschluss auch außen. Auf Reisen bietet er demnach nicht unbedingt den besten Schutz vor Diebstahl. Und er ist auch deshalb manchmal etwas unpraktisch, weil ich ihn zum Öffnen mitunter auf die Seite legen muss, die ich am Rücken trage. Es gibt mittlerweile auch viele Modelle, deren Öffnung auf der Rückenseite liegt. Sie bieten den besseren Diebstahlschutz und Schutz vor Dreck am Rücken, wenn du dein Objektiv wechseln willst.
Für den Fall, dass dein Objektiv nicht schon mit einer Streulichtblende geliefert wurde, solltest du dir direkt eines kaufen. Denn die Streulichtblende soll verhindern, dass Licht, welches von der Seite einfällt, auf der Linse reflektiert wird. Das kann dann leider zu Lens Flares führen. Zwar gibt es durchaus Situationen, wo die Lens Flares gewollt sein können, meistens aber sind sie doch eher störend. Ein weiterer Nebeneffekt ist, dass deine Streulichtblende dein Objektiv bei einem Sturz auf ebenwelches durchaus schützen kann. In manchen Fällen sogar besser als ein UV-Filter. Denn wenn der splittert kann er immer noch die Linse verkratzen.
Wie nun schon öfter erwähnt ist es im Wald oft dunkel. Wenn du einen niedrigen ISO-Wert und eine kleine Blende für mehr Tiefenschärfe einstellen willst, kommst du schnell an den Punkt, wo du deine Kamera nicht mehr lange genug still in der Hand halten kannst. Dann ist ein Stativ notwendig.
Auch hier gilt, es gibt alles von billig bis hin zu exorbitant teuer. Falls du, wie ich, noch nicht bereit bist, mehrere hundert Euro für ein Stativ und den passenden Kugelkopf auszugeben, findest du trotzdem stabile Stative, die eben kein Vermögen kosten. Achte nur darauf, dass es nicht zu leicht ist, denn dann hast du doch oft zu viele Vibrationen und deine Bilder werden unscharf.
Ich selber besitze seit kurzem das K&F Concept TM2324 Kamerastativ. Das ist günstig und leicht und erfüllt für mich seinen Zweck voll und ganz. Es kommt direkt mit Kugelkopf und einer Tasche. Die Verarbeitung ist ebenfalls sehr gut. Die Verschlüsse lassen sich leicht öffnen und schließen und die Beine total easy einstellen. Du kannst es bei Amazon bestellen oder direkt über die Seite des Herstellers. Dort ist es zwar günstiger, wird aber aus China verschickt und du musst unter Umständen bis zu drei Wochen auf deine Ware warten.
Die meisten Kamera haben mittlerweile einen eingebauten Timer für verzögertes Auslösen. Falls du eine Kamera besitzt, bei der das nicht der Fall ist, brauchst du einen Fernauslöser. Der ist vor allem für längere Belichtungszeiten essentiell, da beim Drücken des Auslöseknopfes auch die Kamera bewegt wird. Mit der verzögerten oder externen Auslösung verhinderst du, dass Mikrovibrationen dein Bild ruinieren.
Optionale Ausrüstung für Waldfotografie
Mit einer Kamera, 1-2 guten Objektiven und einem Stativ bist du im Grunde bereit, loszulegen. In manchen Situationen reicht die Basisausstattung jedoch nicht aus. Falls du noch Budget übrig hast, kann ich dir das nachfolgende optionale Zubehör empfehlen:
Polarisationsfilter. Mit einem POL-Filter kannst du Spiegelungen, zum Beispiel bei Regen oder auf Wasseroberflächen eines Sees oder ähnlichem stark reduzieren. Außerdem hilft der Pol-Filter, die Farben kräftiger darzustellen.
ND-Filter bzw. Graufilter. Mit ND-Filtern verringerst du das einfallende Licht und kannst dein Bild länger belichten. Das wird hauptsächlich bei fließendem Wasser eingesetzt. Aber auch wenn du bei Wind beispielsweise sich bewegende Äste oder Kornfelder oder vorbeiziehende Wolken verschwommen aufnehmen willst, kann dir ein Graufilter helfen.
Blitzlicht: Vor allem in der Makrofotografie kann dir ein externer Blitz große Dienste erweisen. Aber ob du ihn unbedingt brauchst, um einen Pilz im Wald oder Baumrinde zu fotografieren oder ob du dazu nicht einfach das zu fotografierende Objekt mit einem (Handy)Licht anleuchtest, bleibt dir überlassen. Bei sich schnell bewegenden Motiven, wie Insekten hingegen kann er sehr hilfreich sein, um eine möglichst kurze Verschlusszeit zu erreichen. Persönlich habe ich nur eine LED-Leuchte im Rucksack, die ich aber so gut wie nie benutze.
Tarnnetz oder Tarnzelt: Falls du am oder im Wald Tiere fotografieren willst, kannst du dir auch ein Tarnnetz oder ein Tarnzelt zulegen. Für reine Landschafts- und Waldfotos ist das aber absolut nicht nötig. Zumindest habe ich bei mir noch keine scheuen Bäume gesehen, die sich vor einem Fotografen verstecken.
Wichtig: Die richtige Kleidung im Wald
Um erfolgreich Landschaften oder Wälder zu fotografieren, bedarf es neben der passenden Kameraausrüstung auch der passenden Kleidung! Mit kurzen Hosen und Sandalen in den Wald zu gehen mag verlockend klingen. Vor allem für Mücken und Zecken. Damit du nicht für diverse Insekten als Frühstück endest, brauchst du eine lange Hose und festes, wasserdichtes Schuhwerk.
Ich habe mir meine Klamotten bei Decathlon gekauft. Eine leichte braune Hose für die wärmeren Monate und eine grüne wasserfeste Hose für die kühleren und nassen Tage, die ich einfach über der Jenas trage. Dazu eine grüne Regenjacke. Falls du auch einen Decathlon um die Ecke hast, schau einfach in der Jagt- oder Angelabteilung. Da kommst du für den Anfang auch recht günstig weg.
Am wichtigsten: Zeit
Auch wenn du die tollste Ausrüstung kaufst und die chicsten Klamotten, wenn du dir nicht die Zeit und Ruhe nimmst zum Fotografieren, dann bringt das alles nichts. Deshalb ist für mich der wichtigste Punkt: Nimm dir Zeit. Nichts ist schlimmer als unter Zeitdruck in den Wald zu rennen und nach 45 Minuten wieder abdampfen zu müssen.
Genieße die Ruhe ohne andauernd auf die Uhr zu schauen. Mich stresst es jedenfalls sehr, wenn ich mir immer im Hinterkopf habe, dass ich nur noch zwei, eineinhalb oder eine Stunde Zeit habe.
Ich hoffe, dir hat dieser Guide geholfen, etwas mehr über die essentielle Ausrüstung für deine Woodland Fotografie zu erfahren. Wie immer in der Fotografie gilt auch hier, es gibt kein richtig oder falsch. Die Kameramarke oder die Anzahl der Objektive machen dich nicht zum Profi. Mach dich nicht verrückt, wenn du nur begrenztes Budget hast. Nutze das, was du hast. Geh raus in den Wald und genieße es. Viel wichtiger ist doch, dass du lernst, das beste mit dem zu machen, das du zur Verfügung hast.
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Allzeit bestes Licht wünscht dir
Deine Tanja
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